Wissen über tausende von Krankheitsverläufen soll Krebspatienten zu einer besseren Behandlung verhelfen.
Neuigkeit • von Søren Riisøe-Hansen
Im Jahre 2021 kann man als Krebspatient erwarten, dass die Ärzte eine riesige Datenbank konsultieren, um zu erfahren, ob es andere Patienten gibt, die einen ähnlichen Krankheitsverlauf gehabt haben. Nicht nur in Bezug auf die Krebserkrankung, auch über eine längere Periode. Vielleicht auch um Informationen über chronische Krankheiten, Medizinverbrauch und frühere Operationen oder Transfusionen zu finden. Mit diesen Informationen können die Ärzte ein genaues Bild davon zusammensetzen, wie wahrscheinlich ein Patient auf eine gewisse Behandlung reagieren wird, und das heißt auch eine Verbesserung der Behandlung des einzelnen Patienten.
Heutzutage werden Patienten einen Standardverlauf für beispielsweise Krebs angeboten. Aber wenn die Datenbank funktioniert, wird man eine persönlich angepasste Behandlung bekommen können. Vielleicht wird es einem Patienten mit einer bestimmten Krankheitsgeschichte gut tun, für einige Wochen vor einer Operation harte, physische Motion zu machen, um die Muskeln zu stärken, während die Ärzte bei anderen Typen von Patienten sehen können, dass es typisch am besten funktioniert, wenn man so und so viel des vom Krebs betroffenen Darms chirurgisch entfernt.
Professor der Chirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Seeland, Ismail Gögenur, ist für die Forschungszusammenarbeit zuständig, die die Datenbank entwickeln wird. Die Zusammenarbeit ist eine sogenannte Clinical Academic Group, die sich mit persönlicher, onkologischer Chirurgie befasst, und besteht aus Partnern aus der Region Seeland sowie der Region Hovedstaden (Nordseeland und Kopenhagen), und Ismail Gögenur erwartet viel von dem Gebrauch der Datenbank in der Krebsbehandlung.
-Sollen wir eine chirurgische Behandlung Maßschneidern, muss jeden Risikofaktor für jeden Patienten erkundet werden. Ich habe keine Kristallkugel, aber mithilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen werden wir eine persönliche, onkologische Chirurgie entwickeln und anbieten können, die weniger Komplikationen verursacht und die Überlebenschancen verbessert, sagt er.
Je mehr Information es in der Datenbank vorzufinden ist, desto besser, und deswegen ist das Einsammeln dieser Daten eine Arbeit, die nie fertig wird. Sie findet u.A. in einem Forschungsprojekt im Rahmen von NorDigHealth statt, in dem die Herzfrequenz, den Blutzuckerwert und den Schlaf von akut operierten Patienten gemessen werden.
Im Moment benutzt Ismail Gögenur einen Prototyp der Datenbank. Er erwartet, dass die richtige Version Ende 2020 oder Anfang 2021 bereit steht. Er betont, dass die Datenbank für die Ärzte ausschließlich ein Werkzeug zum Rechnen von Wahrscheinlichkeiten ist – die Entscheidung über Operationen und Behandlungen bleibt in den Händen der Ärzte.
Über Ismail Gögenur und seine Clinical Academic Group erfahren Sie in der diesjährigen Forschungsbilanz der Region Seeland. Sie kann hier gelesen werden.
Fotos: Thurid van Steenwijk