Epilepsiepatienten sollen ihre Anfälle besser erkennen und voraussehen können
Neuigkeit • von Søren Riisøe-Hansen
In Dänemark können ungefähr 50.000 Menschen sich auf einen besseren Alltag freuen. Darauf arbeitet jedenfalls Professor und Oberarzt bei der Neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Seeland, Troels Kjær. Die 50.000, deren Alltag einfacher und besser gemacht werden soll, sind die dänischen Patienten, die an Epilepsie leiden, und deren Alltag im gewissen Maße von dem Risiko eines epileptischen Anfalls geprägt wird. Wegen dieses Risikos können viele Epilepsiepatienten weder Auto noch Rad fahren und sind in ihrem Alltag sehr gehemmt überhaupt, sowohl praktisch als auch sozial. Das soll ein Forschungsprojekt im Rahmen von NorDigHealth ändern.
Epilepsie ist nicht eine einzige Krankheit, sondern eine Bezeichnung verschiedener Krankheiten oder Syndromen. Das bedeutet, dass es viele verschiedenen Typen von Anfällen gibt, und dass es variiert, wie oft ein Patient von einem Anfall getroffen wird. Die Typen von Anfällen unterscheiden sich sehr: von einem Sturz wegen einem plötzlichen Verlust der Muskelfunktion im ganzen Körper zu einer sogenannten Absence, bei der der Patient das Bewusstsein verliert ohne ohnmächtig zu werden. Auch plötzliche Spasmen im Arm oder Bein sind häufige Manifestationen eines epileptischen Anfalls.
Die Patienten wissen nicht immer, wann ein Anfall auftreten wird, und das ist natürlich ein Problem im Alltag. Laut Troels Kjær fällt es den Patienten auch oft schwer, den Ärzten genau zu erklären, wie viele Anfälle sie gehabt haben, da sie auch nachts auftreten können – ein Patient hat als Beispiel zwei Anfälle zum Arzt gemeldet, dabei hat ein hinter dem Ohr platziertes EEG, das die Spannungsschwankungen im Gehirn misst, jedoch ganze sechszehn Anfälle gemeldet. Deswegen ist es manchmal schwierig zu wissen, ob eine medizinische Behandlung in der Tat funktioniert.
In einem Forschungsprojekt im Rahmen von NorDigHealth sollen nun Epilepsiepatienten überwacht werden, um zu erfahren, was eigentlich die Anfälle auslöst. Und nicht nur das oben erwähnte EEG soll eingesetzt werden.
-Im neuen Projekt gehen wir einen Schritt weiter, indem wir untersuchen werden, ob es Signale im Körper gibt, die erzählen können, ob sich ein Anfall nähert. Im Versuch messen wir bei Patienten mit Epilepsie die Signale in den Muskeln, im Herz, im Gehirn und in den Nerven mit Elektroden, um zu sehen, ob es einen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Signalen und einem epileptischen Anfall gibt, sagt Troels Kjær.
Und die erhofften Ergebnisse? Die Patienten sollen vor einem kommenden Anfall gewarnt werden, und die Ärzte können einfacher die richtige Behandlung und Medizin vergeben, die dem Patienten persönlich angepasst ist. Troels Kjær erklärt:
-Das Potenzial, persönliche Medizin zu vergeben anstatt die gleiche Standardbehandlung für alle, ist groß. Jedes Medikament hat Nebenwirkungen und viele Patienten mit Epilepsie leiden an Ermüdung, Schwindel, Kopfschmerzen, Übergewicht und andere Nebenwirkungen. Wenn wir präziser voraussehen können, wann die Patienten einen Anfall riskieren, können sie vielleicht die Einnahme von Medikamenten bis auf diese Tage begrenzen und dadurch eine verbesserte Lebensqualität mit weniger Medizin und weniger Anfällen bekommen. Gleichzeitig sparen wir das Geld für Medizin und unnötige Kontrollen beim Arzt.
Über die Epilepsieforschung von Troels Kjær im Rahmen von NorDigHealth kann man mehr erfahren in der Forschungsbilanz dieses Jahres, die die Region Seeland publiziert hat. Sie kann hier gelesen werden. http://publikationer.regionsjaelland.dk/data-og-udviklingsstoette/forskningens-aarsrapport-2019/?fbclid=IwAR20xYDGJlmjfX1Q-VmhVA44om5ydvUYqPaLbRRWOhI3POpW3kRz83M-N8c&page=16